Leben und Werk des Malers Hans Nadler wurden 1999 anlässlich seines 120. Geburtstages durch drei Ausstellungen im Elbe-Elster Kreis (Kreismuseum Finsterwalde, Kreismuseum Bad Liebenwerda, Kleine Galerie "Hans Nadler" Elsterwerda) gewürdigt. Das Kulturamt des Landkreises Elbe-Elster veröffentlichte zu diesem Anlass einen Werkkatalog, der sowohl das malerische wie grafische als auch das baugebundene und fotografische Werk des Künstlers zusammenfasst.
Für die Publikation eines Kunstkataloges gibt es stets einen Anlass. Dieser kann der individuellen Intention eines Herausgebers entspringen, oder er soll, wie in
unserem Falle, eine ehrende Erinnerung sein, zu der ein hervorgehobener Geburtstag Anlass bietet. Ehrungen solcher Art sind uns durch Erfahrung suspekt geworden. Ihre Darstellungsweisen sind zumeist
die einer sterilen Huldigung, einer Reduzierung bzw. passend zurechtgebogenen Interpretation von Lebens- und Werkaspekten. Schönrednerei, affirmative Zeitgeistproduktion oder Vermarktungskitsch gehen
oftmals damit einher. Unser vordringlichstes Anliegen ist, dass Menschen einen produktiven Bezug zum Werk eines Künstlers finden, dessen Ausdrucksweisen und Themenstellungen die erste Hälfte dieses
abgelaufenen Jahrhunderts begleiteten.
Der Maler Hans Nadler, aufgewachsen im Süden unseres Landkreises und nach sehr produktiven Dresdener Jahren wieder in seine "alte" Heimat zurückgekehrt, wäre in diesem Jahr 120 Jahre alt geworden.
Der Landkreis Elbe-Elster, erst sechs Lenze zählend, widmet ihm sein bisher ehrgeizigstes kulturelles Projekt. Drei zeitgleiche Ausstellungen und dieser Katalog geben einen nahezu vollständigen
Einblick in das Werk des Künstlers. Einsichtig - im doppelten Wortsinn - werden seine Malerei im Kreismuseum Finsterwalde, seine Grafik und die Wiedergabe seines baugebundenen Schaffens im
Kreismuseum Bad Liebenwerda und schließlich seine bisher gänzlich unbekannten fotografischen Arbeiten in der Galerie "Hans Nadler" Elsterwerda.
In seiner unmittelbaren Heimatregion um Elsterwerda und Bad Liebenwerda ist Hans Nadler noch immer in seinen Werken präsent, aber auch in der durch Verehrung geprägten Erinnerung vieler Menschen. In
den beiden anderen Altkreisregionen ist er hingegen weitgehend unbekannt. Das hat mit ihrer historischen Fixiertheit, aber auch ihren unterschiedlichen Mobilitätsrichtungen zu tun. Diese relativ
große kulturelle Unterschiedlichkeit im Kleinen macht kulturelle Prozesse in diesem Landkreis spannend. Insofern sind das Ausstellungsprojekt und dieser Katalog für die meisten Interessierten eine
Erstbegegnung mit dem Werk Hans Nadlers. Aber auch denen, die ihren Nadler zu kennen glaubten, werden sich neue Sichtweisen eröffnen. Seine Dresdener Schaffensjahre, die eine intensive
Auseinandersetzung mit den zeitgenössischen Kunstströmungen beinhalteten, fördern manch Überraschendes zu Tage. Gleichfalls würde es uns freuen, wenn unsere Präsentation ein Anstoß zur
Wiederentdeckung Hans Nadlers auch im Dresdener Raum sein könnte.
Das Lebenswerk eines Künstlers ist zu betrachten. Es ist auch Resultat seiner Zeit, die so unvorstellbar angefüllt war mit Leid und Unmenschlichkeit, mit gesellschaftlichen Bewegungen,
Zusammenbrüchen und Ideologien, aber auch mit Hoffnungen und Sehnsüchten. Es heißt, der Stellenwert eines Künstlers bemisst sich danach, was er der Nachwelt zu sagen hat. Hans Nadlers Werk sagt uns
nach wie vor etwas: Mir scheint, manchmal mehr als uns lieb ist.
Andreas Pöschl, Kulturamtsleiter
Herzberg, im Juni 1999
Ausführliche Texte zu Lebenswerk und Wirken sowie Abbildungen von Gemälden, Grafiken und Baugebundener Kunst Hans Nadlers wurden 1999 im Katalog zur Werkausstellung
anlässlich seines 120. Geburtstages veröffentlicht.
Werkkatalog "Hans Nadler", 1999, von Andreas Pretzel
Herausgeber: Kulturamt Landkreis Elbe-Elster
ISBN: 3-00-004516-3